Dokumentationen zu Genitaler Selbstbestimmung auf arte

In den nächsten Tagen strahlt arte zwei Dokumentationen zu Genitaler Selbstbestimmung aus, die auch in der Mediathek abrufbar sind bzw. sein werden.

Am Samstag, dem 23. Juli 2022 um 22:00 wird zunächst der Film „Jungenbeschneidung – mehr als nur ein kleiner Schnitt“ von Regisseurin Insa Onken gezeigt.

„Die Entfernung der Vorhaut ist die am häufigsten durchgeführte Operation an Jungen weltweit – aus religiösen, kulturellen oder medizinischen Gründen. Doch immer mehr Ärztinnen und Ärzte sagen, dass der Schaden größer sei als der gesundheitliche Nutzen und dass viel zu häufig ohne medizinische Notwendigkeit operiert werde. 

Betroffene, die unter ihrer Beschneidung leiden, wagen zunehmend den Schritt an die Öffentlichkeit. Sie fordern, dass Jungen vor medizinisch nicht notwendigen Beschneidungen geschützt werden und so ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit gewahrt wird. So wie Florian. Der 22-Jährige ist sich sicher, dass seine Beschneidung als Kind medizinisch nicht nötig war. Über alternative Möglichkeiten wurden seine Eltern damals vom behandelnden Arzt nicht aufgeklärt. Jetzt will Florian vor Gericht klären, ob der Arzt falsch gehandelt hat.

Trotz zunehmender Kritik ist die Meinung, dass eine Beschneidung viele Vorteile bringe, noch immer weit verbreitet. In Afrika empfahl die WHO die Beschneidung im Kampf gegen Aids. Infolgedessen wurden Millionen Säuglinge und Jungen präventiv beschnitten. Doch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezweifeln, dass dadurch das Risiko einer Ansteckung mit HIV tatsächlich verringert werden kann. Nach zunehmender Kritik stoppte die WHO 2020 das Beschneidungsprogramm, doch die Auswirkungen der Kampagne sind noch heute deutlich zu spüren. 

Die Dokumentation geht der Frage nach, wann eine Beschneidung medizinisch tatsächlich sinnvoll ist, und stellt die Ethik dieser jahrtausendealten Praktik kritisch in Frage.“

„Jungenbeschneidung – mehr als nur ein kleiner Schnitt“ in der arte-Mediathek

Am Mittwoch, den 27.07.2022 um 22:45 folgt der Film „Kämpferin gegen Beschneidung – Halimata Fofana“ der Französin Anne Richard.

„Wenn die 38-jährige Erzieherin Halimata ihren Schützlingen in der Jugendgerichtshilfe die Leviten liest, erkennt man sofort die Leidenschaft, mit der sie ihren Beruf ausübt. Bisweilen lassen ihre Ausführungen zu Recht und Sühne aber auch Erinnerungen an ihr eigenes, unauslöschliches Trauma wach werden.

Halimata wurde als Tochter senegalesischer Eltern in dem Pariser Vorort Longjumeau geboren. Mit fünf Jahren wurde sie während einer Urlaubsreise in den Senegal beschnitten. Auch wenn sie sich als Jugendliche nichts anmerken ließ, litt sie innerlich Höllenqualen. Die Gewalt, die Halimata während ihrer Genitalverstümmelung erfahren hat, sowie das Entsetzen und Unverständnis über das Erlebte lösten in ihr Scham, Wut und Depressionen aus. Als sie sich nicht mehr zu helfen wusste, brach sie das Schweigen und veröffentlichte ein Buch über das, was ihr widerfahren war. Ihr Plädoyer gegen die weibliche Beschneidung wurde von Hunderten Frauen gehört. Frauen wie Halimata: in Frankreich geboren und aufgewachsen, hin- und hergerissen zwischen einer traditionell geprägten Familie und dem Wunsch nach Emanzipation. 

Halimata will nicht länger die Einzige sein, die ihre Stimme erhebt. Auf ihrem Weg von der traumatischen Beschneidung über die enttäuschten Erwartungen an eine Operation bis zu den Bemühungen, Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen und sich als vollwertige Frau zu fühlen, beschließt sie, den Dialog mit ihren Angehörigen zu suchen. Ein einfühlsamer und starker Dialog, den sie im Schoß der Familie mit Cousinen, ihrem Bruder, aber auch mit Freunden in Kanada und im Senegal führt – und schließlich auch mit der eigenen Mutter. Halimatas Hoffnung: zur letzten Generation genitalverstümmelter Frauen zu gehören.“

„Kämpferin gegen Beschneidung – Halimata Fofana“ in der arte-Mediathek