Kinderrechtsalarm im TV-Film „Taufalarm“

Am 05.11.2021 wurde bei „Das Erste“ der TV-Film „Familie ist ein Fest – Taufalarm“ ausgestrahlt und ist derzeit auch noch in der Mediathek verfügbar.

In dem Film geht es um ein Paar, bestehend aus einer Frau mit deutsch-katholischem und einem Mann mit iranisch-muslimischem Hintergrund, die sich nach der Geburt ihres ersten Kindes dem Druck ihrer jeweiligen Familien ausgesetzt sehen, den Jungen taufen bzw. „beschneiden“ zu lassen.

Eine Prämisse, die die Möglichkeit geboten hätte bzw. bei der es sich geradezu aufgedrängt hätte, am Ende die Botschaft zu senden, dass sich das Kind später selbst frei und selbstbestimmt für die eine oder andere – oder auch gar keine – der beiden Traditionen entscheiden darf.

Doch so ist es leider nicht gekommen. Der Film blendet vielmehr die Perspektive und Rechte des Kindes völlig aus, es ist nur Objekt der Wünsche und Vorstellungen der diversen Erwachsenen. Und schließlich wird ihm – nicht im Rahmen eines religiösen Rituals, sondern weil sich „eine Phimose entzündet“ hat und sich „ein Harnwegsinfekt entwickeln könnte“ – die Vorhaut amputiert.

Diese medizinische Begründung, die der iranischstämmige Teil der Familie freudig begrüßt, ist in keinster Weise haltbar: Eine Phimose ist im Säuglingsalter normal und nicht behandlungsbedürftig, falls tatsächlich eine Entzündung entsteht, kann und müsste man diese mit Medikamenten statt mit Amputation behandeln und ein Harnwegsinfekt würde sich daraus auch nicht entwickeln.

Es ist ein Armutszeugnis, dass heutzutage in Filmproduktionen immer noch solche falschen physiologisch-medizinischen Informationen über die Vorhaut als Mittel zum Zweck herangezogen werden und dass in einer „harmlosen Unterhaltungssendung“ das Recht des Kindes auf einen intakten Körper völlig missachtet wird.

Beim Humanistischen Pressedienst wurde eine ausführliche Rezension von Ephraim Seidenberg, selbst leidvoll Betroffener einer Vorhautamputation aus jüdischer Tradition, veröffentlicht, die hoffentlich auch von verantwortlichen Film- und Fernsehmacher*innen wahrgenommen und beherzigt wird:

„Familie ist ein Fest – Taufalarm“. Nicht eher „Beschneidungsalarm“? – Rezension aus Sicht eines leidvoll Betroffenen bei hpd.de.